7 Mythen über Schreibabys
Die Ursache von Schreibabys ist von Wissenschaft und Medizin noch nicht abschließend geklärt. Es gibt fundierte Erklärungsansätze aber auch einige Mythen.
Mythos 1: Schreibabys schreien den ganze Tag
Schreibabys brüllen nicht den ganzen Tag. Als Schreibabys gelten Säuglinge, die über drei Wochen an mehr als drei Tagen die Woche über drei Stunden schreien. Meistens tritt das starke Schreien zu bestimmten Zeiten am Tag auf. Auch wenn das Schreien nicht den ganzen Tag andauert, ist das ganz schön viel und eine Belastung für Eltern und Kind. Die typischen Symptome eines Schreibabys können Sie hier nachlesen.
Mythos 2: Schreibabys leiden an Dreimonatskoliken
Oft wird das übermäßige Schreien auf schmerzhafte Blähungen durch den unreifen Darm zurückgeführt. Diese Ansicht kann sich heutzutage wissenschaftlich nicht mehr halten. Tatsache ist, dass sich der Darm des Babys nach der Geburt umstellen muss, was kleinere und größere Flatulenzen verursacht. Die Annahme, dass die Dreimonatskoliken Ursache für ein Schreibaby sind, ist der Tatsache geschuldet, dass Kinder beim Schreien häufig pupsen. Dabei ist aber das Pupsen nicht der Grund des Schreiens, sondern eine Auswirkung. Auch für Prof. Dr. med. Sibylle Koletzko, Leiterin der Abteilung für Pädiatrische Gastroenterologie und Hepatologie am Kinderspital an der Universität München, sind Dreimonatskoliken eher ein Mythos. Trotz äußerer Symptome käme es nur sehr selten zu echten Verdauungsstörungen bei Babys. Kurz nach der Geburt sei die Verdauung nun einmal Schwerstarbeit. Gegen die Dreimonatskoliken als Verursacher von stark schreienden Babys sprechen auch noch andere Aspekte:
- Häufig schreien Schreibabys zu bestimmten Zeiten – in der Regel zum Abend hin. Schmerzhafte Blähungen müssten sich aber gleichmäßig über den Tag verteilen und besonders nach der Nahrungsaufnahme auftreten.
- Schreibabys schreien auch nach den Blähungen weiter, obwohl eigentlich eine Erleichterung gespürt werden sollte.
- In der Regel können Eltern ihre Babys durch Maßnahmen beruhigen, die rein gar nichts mit Blähungen und der Verdauung zu tun haben.
- Die Dreier-Regel, die ein Schreibaby definiert, wird oft als Synonym für die Dreimonatskolik verwendet. Tatsächlich nennen nur die Deutschen die Verdauungsstörung Dreimonatskoliken. Im Englischen heißen die Beschwerden Säuglingskoliken. Zudem dauern diese im Durchschnitt vier bis sechs Monate.
Mythos 3: Schreibabys sind besonders sensibel
Mittlerweile gehen viele Ärzte davon aus, dass ein Regulationsproblem das Schreien auslöst. Die Verarbeitung von zu vielen neuen Reizen kann einem sensiblen Baby sprichwörtlich auf den Magen schlagen. Die Reizüberflutung verursacht zu viel Aktivität zwischen Darm und Gehirn. Infolgedessen nehmen Babys auch scheinbar normale Verdauungsvorgänge als schmerzhaft wahr. Viele Experten gehen davon aus, dass psychische Ursachen eine der Hautgründe für Schreibabys sind. Brigitte Hanning, Hebamme und Herausgeberin der offiziellen Broschüre des Deutschen Hebammen Verbandes e.V. zum Thema Schreibabys, empfiehlt Ruhe, Rhythmen und Rituale. Nur durch eine feste Beruhigungsstrategie können Eltern ihrem Kind Sicherheit und Stabilität vermitteln.
Mythos 4: Schreibabys sind ein Phänomen der Leistungsgesellschaft.
Gesellschaft wären bereits Babys kurz nach der Geburt zu vielen Reizen ausgesetzt. Sie sollen sich schnell anpassen und in unserer Leistungsgesellschaft funktionieren. Dagegen spricht, dass der Anteil an Schreibabys (10 bis 20 Prozent) seit 40 Jahren stabil geblieben ist. Außerdem gibt es Schreibabys auch bei Naturvölkern, wie die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin feststellt. Dennoch ist es wahr, dass Babys sensibel darauf reagieren, wenn ihre Eltern gestresst sind. Auch Faktoren wie Schichtarbeit oder getrennt lebende Eltern begünstigen Schreibabys.
Mythos 6: Jungen schreien mehr als Mädchen
Wahr ist, dass Schreiambulanzen eine höhere Zahl an Jungen verzeichnen, immerhin annähernd 70 Prozent. Zwar werden im Jahr mehr Jungen als Mädchen geboren, allerdings beträgt hier die Rate 51:49. Man nimmt an, dass die Schreibaby-Häufung bei Knaben mit dem Nervensystem zusammenhängt, welches bei Mädchen nach der Geburt bereits deutlich ausgeprägter ist. Hingegen ist es ein Irrglaube, dass Jungen mit bestimmten Namen häufiger schreien. Ben, Jonas und Lukas gehören zu den beliebtesten Vornamen in Deutschland. Das diese Namen häufiger in den Akten der Schreiambulanzen auftauchen ist plausibel. Bei der Namenswahl sollten Sie daher auf andere Dinge achten und sich für Ihren Favoriten entscheiden.
Mythos 7: Rauchende Eltern haben häufiger Schreibabys
Tatsache ist, dass durch Rauchen der Spiegel des Hormons Motilin erhöht wird. Dieses Hormon regt die Darmmotorik an – worunter auch die passiv mitrauchenden Babys leiden.
Sie haben ein Schreibaby? Lesen Sie hier, was hilft!